Blasenschwächeln

In El Chalten, dem selbsternannten „Capitol of Trekking“ sind wir auch endlich mal wieder raus in die Berge. Mit Cerro Torre, Fitz Roy und diversen Gletschern bietet die Gegend auch unglaublich viel.
Unser Plan war wie folgt:
Tag 1: Anstieg zum Lago del Torre mit toller Aussicht auf den Cerro Torre und dazugehörigem Gletscher. Übernachten im Campo de Agostini. Das ist wie alle Campos im Nationalpark kein echter Campingplatz. Hier ist lediglich das Campen erlaubt, es gibt so was ähnliches wie eine Toilette und das wichtigste, es gibt Wasser. Das ist eigentlich immer ein Fluß oder Gletschersee aus dem man das Wasser einfach trinken kann.

Tag 2: Wandern zum Campo Poincenet mit tollem Blick auf den Fitz Roy. Das ist das Basislager für viele Kletterer die auf den einen guten Tag im Sommer für den Aufstieg warten. Nach dem Zeltaufbau weiter über einen steilen Anstieg zum Lago des los Tres mit noch tollerem Blick, da man hier direkt am Fuß des Berges steht.

Tag 3: Lange Wandertour am Rio Blanco und Rio Electrico entlang zum Campo Piedra del Fraile.

Tag 4: Rückweg nach el Chalten mit Übernachtung im Campo Capri, da der Weg sonst zu lang für eine Tagesetappe ist.

Tag 5: Abstieg zurück zum Hotel mit Badewanne und Steakverkostung.

So weit der Plan.

Als erfahrene Projektmanager wissen Tatja und ich, dass es selten so kommt wie geplant. Manchmal ist das sogar ganz gut so.

Am ersten Tag starteten wir mit Ernie, 14 Kilo, und Bert, 19 Kilo, ( das sind unsere Rucksäcke, soll psychologisch besser sein der Last einen Namen zu geben) zum Cerro Torre. Das Wetter war durchwachsen aber das ändert sich hier ja sehr schnell.
Ich merkte schon nach knapp 7 Kilometern, dass irgendwas an meinen Fersen scheuert. Ich hätte besser doch nicht mit einer unerprobten neuen Einlagen-Schuh-Kombination losgehen sollen. Als wir gegen Nachmittag am Camp ankamen, war der Schmerz doch schon deutlich und leider wurde das Wetter statt besser eher schlechter. Trotz Wind, leichtem Regen und tiefen Wolken sind wir noch zu einem Aussichtspunkt aufgestiegen, auf dem wir allerdings ausser dem Gletscher von oben nicht viel sehen konnten. Vor allem nicht den Cerro Torre. Zurück im Zelt hab ich dann mal meine Füße begutachtet und musste feststellen, dass ich mir die Mutter aller Blasen gelaufen habe. Davon direkt zwei. Chuck Norris wäre neidisch. Wie es natürlich kommen musste, waren die Beschwerden am nächsten Morgen nicht besser. Der Einstieg in die Schuhe war nicht unbedingt angenehm und das Wetter wurde auch eher schlechter. Wir sind dann erst mal in Richtung Campo Poincenot gestartet. Auf halber Strecke musste ich dann aber einsehen, dass ein Weitergehen mit der Schuhkombi wirklich keinen Sinn macht und wir sind wieder in Richtung el Chalten abgstiegen um uns wider im Hotel einzuquartieren. Zum Glück kann ich nur sagen, denn auf dem Rückweg fing es an zu regnen und es hörte bis zum nächsten morgen nicht mehr auf. Auf Höhe unseres geplanten Camps fiel Schnee.
Ich habe mein Schuhsetting angepasst (es geht nichts über ein einglaufenes paar Schuhe) und wir sind am nächsten Morgen bei bestem Wetter wieder aufgestiegen. Am Vormittag war der Fitz Roy noch mit einer Wolkenkrone verhangen die sich aber immer weiter auflöste. Als wir endlich am Lago des los tres ankamen, zeigt sich der Fitz Roy vor wolkenlosem, blauen Himmel. So ein Wetter gibt hier nicht oft im Sommer. Perfekt. Am Tag zuvor sind noch alle im Camp weggeschwommen.
Die folgende Nacht war ohne die Wolkendecke sehr kalt bei ca. 3 Grad aber wir waren vom vielen Wandern müde genug.
Da wir quasi einen Tag durch den ungeplanten ab- und aufstieg verloren haben, entschieden wir uns das campo Fraile sein zu lassen und nochmal zum Cerro Torre zu gehen, da das Wetter morgens noch sehr klar aussah. Als wir dort ankamen war die Nadel leider wieder in Wolken verhangen und es war extrem windig. Es sollt wohl nicht sein dass wir diesen Berge zu sehen bekommen. Nach einer weiteren Nacht am Berg sind wir dann zur Steak- und Rotweinverkostung abgestiegen. Das hatten wir uns verdient.
Wir haben 5 tolle Tag in den patagonischen Anden verbracht und Anblicke genossen, die man sonst nur Sonntags um 19:30 Uhr bei Terra X im ZDF sieht. Wirklich Gänsehaut und Erlebnisse an die ich noch lange zurück denken werde.
Jetzt gehts weiter nach Calafate zum Perito Moreno Gletscher. Das soll auch nicht schlecht sein.

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3 Antworten zu Blasenschwächeln

  1. Denis sagt:

    Autsch! Das wäre auf dem Rheinsteig nicht passiert… 🙂

  2. Michael sagt:

    Hallo Christian,

    ich wünsche Dir und – unbekannterweise – Deiner Frau alles Gute zum neuen Jahr.

    Vielen Dank für die bebilderten Abenteuergeschichten aus erster Hand. Lese ich sehr gern. Und bin neidisch.
    Und erwarte einen ausführlichen DIA-Bericht, wenn Du wieder zurück bist.

    Bis zum nächsten Abenteuerbericht
    Michael

    • roosc sagt:

      Vielen Dank. Der nächste Bericht wird gerade verfasst. Wir waren mittlerweile wieder viel unterwegs.
      Auch dir ein frohes neues Jahr.

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