4Tage Bolivien. Bericht folgt.
Im Pass war noch Platz
Von 0 auf 4200
Nachdem wir Patagonien der Länge nach komplett durchquert haben wird es Zeit für einen Szenenwechsel. Wir fliegen von der südlichsten Stadt Chiles, Punta Arenas, weit in den Norden in die Atacama Wüste.
Größer könnte der Unterschied kaum sein. Im Süden waren es am Ende 10 Grad, regnerisch und windig.
Hier in der Atacama haben wir tagsüber 35 Grad auf 2500 Metern über dem Meeresspiegel und die Sonne hat eine extrem starke Intensität.
Wir haben uns wieder ein Auto gemietet (einen Toyota Hillux) und sind damit erst mal in Richtung Altiplano gefahren um uns auf 4200 Metern ü.NN ein paar Lagunen und die unwirtliche Landschaft anzuschauen.
Diese Höhen sind hier sehr einfach mit dem Auto zu erreichen, da es einige Passstraßen nach Argentinien und Bolivien gibt.
Wir sind jetzt in San Pedro de Atacama und werden hier erst mal ein paar Tage bleiben um uns die Salzseen, Mondlandschaften und einfach die trockenste Wüste der Welt anzuschauen.
Pflegestation
Wir bleiben noch 2 Tage in Puerto Natales. Wir brauchen Zeit für Körper- und Materialpflege. Diesmal gönnen wir uns ein Hotel mit Badewanne und heißem Wasser.
Wir lassen unsere Wäsche waschen und verbringen den Rest der Zeit hauptsächlich mit essen und schlafen. Unglaublich wieviel Nachholbedarf wir von beidem haben.
Wir treffen uns noch zwei Abende mit Andreas und Maika zum essen und stolzsein und sitzen abends noch lange bei Rotwein zusammen.
Wir haben wirklich sehr interessante und angenehme Weggefährten gefunden. Leider trennen sich unsere Wege jetzt, da Tatja und ich morgen in die Atacama im Norden von Chile fliegen um dort die letzten 2 Wochen unseres Urlaubs zu verbringen.
Circuito Paine Grande
Wir bereiten uns auf den Gran Circuito Paine Grande, also den Rundweg um das Torres del Paine Massiv, vor.
Wir planen 9 Tage draußen zu sein. Im Vorfeld haben wir uns schon gefragt, wie schwer wohl unsere Rucksäcke werden, da man praktisch alle Nahrungsmittel für die gesamte Zeit mitnehmen muss. Auf den kürzeren Touren vorher hatte ich inklusive Wasser anfangs schon 20 und Tatja 15 Kilo auf dem Rücken.
Unser Menüplan besteht aus Nudeln mit irgendeiner Tütensuppe, Haferflocken, Nüssen und ganz viel Schokolade. Alles mit viel Kalorien auf möglichst wenig Gewicht. Trotzdem kamen insgesamt mehr als 10 Kilo Nahrungsmittel zusammen und mit der Ausrüstung war schnell klar, dass wir unsere persönliche Lastgrenze deutlich überschreiten. Ich habe schon auf Dinge wie GPS-Gerät, Wasserfilter und anderen unnützen Kram aus Gewichtsgründen verzichtet. Die Chefin unserer Unterkunft, eine Schweizerin die hier lange als Tourguide gearbeitet hat, fand auch kein Optimierungspotential mehr. Es hieß also 5 Tage quälen (bis die Hälfte des Essen aufgebraucht ist) oder wir brauchten Unterstützung. Jackie (die Wirtin) hat uns Bastian empfohlen. Er arbeitet hier als sogenannter Porter, also Lastenträger. Er schafft 15 Fremdkilo und begleitet uns auf dm kompletten Weg. D.h. er startet morgens in der Regel 2 Stunden nach uns, überholt uns zum Mittag und ist mindestens eine Stunde vor uns am Ziel. Davon befreit waren unsere Rucksäcke wieder im grünen Bereich. Wir wollen die Tour ja auch genießen.
Tag 1: Anfahrt zum Park
Wir fahren mit dem Bus von Puerto Natales ca. 2,5 Stunden zum Startpunkt des Circuito. Das Refugio Torres Central. Hier übernachten wir im 6-Bett Zimmer. Das stellt für die kommenden 9 Tage schon Luxus dar.
Tag 2: Refugio Torres Central – Camping Serron
Juchu! Der erste Wandertag. Die Strecken werden hier nicht in KM, sondern in Gehzeit angegeben, da es je nach Wegbschaffenheit und Steigung schon mal 1 Stunde für einen Kilometer dauern kann. Gehzeit heute: 4,5 Stunden. Der Weg ist eine gute Strecke zum warmlaufen. Wenig Steigung, einfach zu gehen. Wir gehen durch ein breites Tal im dem so viele Margariten blühen, dass es aussieht als würde Schnee liegen. Die Berge um uns herum sind in der Tat vom Weihnachtsschnee noch stark verschneit und ich mache mir Sorgen wie wir die Königstappe über den Gardner Pass schaffen wollen. Gestern war er noch wg. 1,5 Meter Neuschnee gesperrt. Es sind ja noch 3 Tage bis wir dort ankommen. Mal sehen. Ab jetzt gibt es übrigens keine Straße mehr und die nächste Siedlung ist 150 km entfernt. Ist schon ein komisches Gefühl.
Wir kommen gegen 14.00 Uhr an und treffen dort Bastian.
Der Campingplatz ist in einem super Zustand und es gibt sogar warme Duschen. Das sollte nicht immer so sein. Abends gibt es die erste Portion Pasta und zur Belohnung ein Snickers.
Abends lernen wir Andreas Tomsche kennen. Er wandert seit ca. 6 Monaten. Zuerst von Freiburg nach Santiago de Compostella zur Vorbereitung. Seine aktuelle Tour hat er in Ushuaia gestartet und wird bis Puerto Montt gehen. Das sind ein paar tausend Kilometer. Er hat zu Hause alles aufgegeben und wandert jetzt mal 2 Jahre. Erstaunlich mit 45. Wir werden die nächsten Tage noch viel mit ihm erleben. Eine sehr angenehme und interessante Persönlichkeit.
Tag 3: Camping Seron – Refugio Dickson, Gehzeit 6,5 Stunden
Nach einem kurzen, knackigen Anstieg verläuft der Weg wieder durch das Tal. Heute wird es allerdings ziemlich matschig. Mittags registrieren wir uns an einer Rangerstation. Die gibt es auf der wenig begangenen Rückseite der Berge in Tagesabständen und man muss sich dort immer anmelden.
Das Refugio/Camping Dickson liegt traumhaft an einem Gletschersee mit dazugehörigem Gletscher im Hintergrund. Wir verzichten auf die Übernachtung in der Hütte und stellen unser Zelt auf. Das Camp hat genau eine Dusche die auch noch kalt ist. Aufgrund unserer Beziehungen zu den Einheimischen (Bastian, der lange hier gearbeitet hat) können wir die heiße Angestelltendusche benutzen. Luxus. Heute gibt mal Pasta mit Soße und ein Snickers. Ich kaufe eine Dose Bier im Refugio für knapp 5 € (muss ja alles per Pferd transportiert werden)
Nachts klaut ein Fuchs die Tüte mit den Trockentomaten und -Pilzen aus dem Vorzelt. Argh! Damit wollten wir die trögen Tomatensuppen eigentlich aufwerten.
Tag 4: Refugio Dickson – Camp Las Perros, Gehzeit 6 Stunden
Jetzt wirds wirklich matschig. Die heutige Etappe geht stetig bergan durch dichten Wald voller Matsch und Moskitos. Das Tal wird immer enger und die Berge drumherum rücken näher.
Das Camp Las Perros liegt unterhalb eines hängenden Gletschers im matschigen Moskitowald. Ich esse Mittags schon ein außerordentliches Snickers. Nach 3 Tagen macht sich das Kaloriendefizit langsam bemerkbar. Der Kalorien- und Nährstoffbedarf lässt sich nur schwer mit Kohlenhydraten und Nüssen komplett abdecken. Zum Glück ist die Schokolade schön fett. Wir kommen früh an um uns möglichst viel Ruhe vor der Königsetappe am nächsten Tag zu gönnen. Da steht die Überschreitung des Gardner Passes an. Das sind knapp 800 hm nach oben und 1100 hm wieder runter. Auf dem Pass ist es oft so windig, dass man nur noch auf allen vieren voran kommt und vorgestern lag hier noch hüfthoher Schnee. Wir befragen den Ranger im Camp und er gibt grünes Licht. Der Schnee ist wohl zum Großteil weg und das Wetter soll ganz gut werden. Ich hab trotzdem ordentlich Respekt vor der Etappe, zumal es unser Plan ist das nächste Camp links liegen zu lassen und weitere 5 Stunden Gehzeit für eine heiße Dusche und etwas Infrastruktur in Kauf zu nehmen. Das geht allerdings nur wenn man bei gutem Wetter schnell über den Pass kommt. Die Dusche im CampLas Perros ist so kalt, dass sich Tatjas Herzschlag darunter schon verlangsamt hat. Ist halt Gletscherwasser. Ich verzichte.
Tag 5: Camp Las Perros, Camp Paso bis Refugio Grey, Gehzeit 11 Stunden!!! Und jede Menge Höhenmeter
Wir starten früh um 7 ohne Kaffee mit 3 Oreos als Frühstück. Es wird ein langer Tag. Das Wetter sieht vielversprechend aus. Wenn es so bleibt, könnte es mit dem überspringen des Campo Paso klappen. Dieses Camp ist sehr nass und kalt, da es direkt oberhalb des Grey-Gletschers liegt und normalerweise nur im Notfall angesteuert wird, wenn es zu Beispiel dunkel wird oder einen die Kräfte verlassen.
Der Anfang des heutigen Abschnitts, ist mal wieder sehr matschig. Dazu kommt, dass es immer steiler wird und der Weg sehr schmal und voller Wurzeln ist. Wir kommen nur sehr langsam voran. Als wir nach etwa einer Stunde die Baumgrenze erreichen ist es mit Matsch vorbei und das Geröll beginnt. Wir steigen noch 2,5 Stunden in hochalpinem, weglosem Gelände bis ich irgendwann den Pass erkennen kann. Wir gehen weiter, erkennen die Passmarkierung und plötzlich liegt der gesamte Grey Gletscher mit 30 Kilometern Länge unter uns und wir sind oben. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Dieser Ausblick ist das eigentliche Highlight der gesamten Strecke und alle Mühen absolut Wert. Dafür wollte ich hier hin. Wir hatten hier doppelt Glück, da es zum einen nicht regnete und kaum eine Wolke zu sehen und es zum anderen quasi windstill war. Laut Bastian kommt das nur an 2-3 Tagen pro Saison vor.
Wir bleiben eine knappe halbe Stunde auf dem Pass, bringen ein Weihnachtsglöckchen an der Passmarkierung an und genießen den Ausblick von dem wir einfach nicht genug bekommen können.
Leider ist es in der Bergen ja so, dass die Party erst vorbei ist, wenn man wieder unten ist. Wir beginnen den Abstieg in Richtung Gletscher zuerst über ein Geröllfeld, welches relativ schnell in den Wald übergeht. Hier wird es extrem Steil und riesige Steinstufen fordern unsere Knie und Oberschenkelmuskulatur für weitere 3 Stunden. Was für eine Schinderei. Dagegen war der Aufstieg eine Wellnesstour. Der Abstieg endet im Campo Paso, welches wir um 13:30 Uhr erreichen. Wir sind ganz schön fertig und wollen erst mal nicht weiter gehen. Wir kochen uns eine ordentliche Portion Nudeln zu Mittag und essen eine Tafel Schokolade. Gut gestärkt und nach einer Stunde Pause kommt auch die Motivation doch noch zur warmen Dusche weiter zu gehen zurück und wir packen wieder ein und machen uns auf, die nächsten 5 Stunden entlang des Gletschers zum Refugio Grey zu gehen.
Interessant, welche Dinge einem plötzlich wichtig werden. Nach 4 Tagen redet quasi jeder nur noch über Essen (Snickers wird zu harten Währung) und den kleinen Komfort wie heisse Duschen und ob es im nächsten Camp wieder viele Moskitos gibt.
Gegen 18:30 Uhr kommen wir im Refugio an, duschen heiss (also ich zumindest) und entdecken Frühstücksspeck und Bohnen im Kühlschrank des Miniminimarkts am Camping. Unglaublich wie man sich auf Nudeln verfeinert mit Speck und Bohnen freuen kann.
An der Auswahl im Shop kann man erkennen, dass das Refugio eines der größeren ist und relativ bequem per Schiff über den Lago Grey versorgt werden kann. Nach dem Essen gibt es noch einen Rotwein und wir schlafen erschöpft ein.
– Wir haben die Königsetappe bei bestem Wetter und toller Sicht geschafft. Besser kann es nicht laufen –
Tag 5: Sylvester, Ruhetag am Refugio Grey
Wir haben mit der Doppeltappe den hinteren, ruhigen Teil der Umrundung abgschlossen. Ab jetzt geht es auf dem sogenannten W weiter. Dieser Abschnitt wird in so gut wie jedem Outdoormagazin weltweit beschrieben und ist, wie wir feststellen mussten, entsprechend voll. Waren es auf der Rückseite abends etwa 30 Leute in den Camps sind es hier geschätzte 300!! Was für ein Ausverkauf. Als wir hier 2007 unterwegs waren, war es vielleicht ein viertel davon. Leider ist die Infrastruktur nicht mitgewachsen und viele Leute sind offensichtlich zum ersten mal auf so einer Tour.
Wir beschließen einen Ruhetag einzulegen und Sylvester hier zu verbringen. Der nächste Camingplatz soll noch voller und zudem extrem stürmisch sein.
Beim Frühstück treffen wir Andreas und lernen Maika kennen. Die Berlinerin ist alleine unterwegs und hat die gleiche Strecke wie wir hinter sich.
Wir verabreden uns mit beiden zu einem Aussichtspunkt auf den Grey zu gehen. Dort haben Tatja und ich 2007 beschlossen wieder zurück zu kommen und die komplette Umrundung zu machen.
Das Refugio bot für Sylvester ein Buffet an, zu dem wir uns angemeldet haben. Wir wollten einfach kein Nudeln mehr essen. Beim Buffet haben wir auch konsequent auf Sättigungsbeilagen verzichtet und uns komplett an den verschiedenen Fleischsorten satt gegessen. Nach ein paar Tassen Wein aus dem Tetra-Pack sind wir dann aber schon um 23:30 in den Schlafsack gekrochen. Wir waren einfach fertig.
Tag 6: Refugio Grey – Refugio Paine Grande, Gehzeit 5 Stunden
Der Tag beginnt nicht gut. Tatja hat sich wohl am Buffet eine Überdosis Fleisch rein geschaufelt und kämpft mit starken Magenproblemen. Ich mache mir schon Sorgen ob wir überhaupt weiter gehen können.
Nach ein paar Stunden hat sich zum Glück aber wieder alles beruhigt und wir verlassen das Grey.
Unser Plan war eigentlich das nächste Refugio rechts liegen zu lassen und wieder eine Doppeletappe zu machen. Daran haben wir auch geglaubt bis wir dort angekommen sind und Pause gemacht haben. Unsere Beine wollten einfach nicht mehr weiter gehen. Unterwegs war es extrem voll von Tagestouristen mit GoPro’s, Gps-Geräten und Kompressionssocken. Uns wurde klar, dass wir lernen müssen damit umzugehen. Die Ruhe und Isolation der Rückseite war eindeutig vorbei. Im Refugio treffen wir Maika wieder, der es ganz ähnlich geht und die auch nicht mehr weiter möchte. Jeder denkt daran das Boot zu nehmen und abzubrechen. Es gelingt uns jedoch uns wieder zu motivieren und zumindest die Nacht auf dem Camping zu verbringen. Mal sehen was der nächste Tag bringt.
Abends gibt es Nudeln und ich esse ein Milky Way.
Tag 7: Refugio Paine-Grande, Valle Frances, Camp Frances, geplante Gehzeit 9 Stunden
Der nächste Tag beginnt mit sehr starkem Wind. Einige Zelte im Camp sehen etwas ramponiert aus.
Wir hatten mit Maika verabredet früh aufzustehen um, falls wir weiter gehen, vor der großen Masse auf dem trail zu sein. Um halb sieben stehen wir auf und denken irgendwie gar nicht mehr daran aufzugeben. Wir frühstücken, packen und machen uns mit Maika auf den Weg. Ab jetzt laufen wir als 3er-Gruppe bis zum Ende des Trails. Es schön so angenehme Gesellschaft zu haben.
Unser Weg führt uns mit sehr böigem Rückenwind etwa 2 Stunden entlang eines Sees, auf dem der Wind immer wieder das Wasser hochpeischt. Das erste Etappenziel, das Camp Italiano ist erreicht und die erste Pause steht an. Wir lassen unsere Rucksäcke an der Rangerhütte stehen und begeben uns mit leichtem Gepäck in die Sackgasse des Valle Frances. Hier verdichtet sich der Verkehr, da jeder der ins Tal geht auch wieder den gleichen Weg zurück nehmen muss. Der Anstieg ist steil und sehr felsig, führt aber (mal wieder :-)) an hängenden Gletscher vorbei und rechts und links türmen sich 3000 Meter hohe Berge. Da es mittlerweile mit ca. 10 Grad recht warm geworden ist, hört und sieht man wie von den Gletschern Eismassen die Felswände herunter stürzen. Sehr imposant.
Wir kommen etwa bis zur Mitte des Tals als der Wind so stark und vor allem so böig wird, dass es zum einen kalt wird und wir vor allem nicht mehr sicher weiter gehen können. Wir kehren um. 2007 haben Tatja und ich schon mal einen Versuch unternommen das Tal zu durchwandern. Wir mussten damals wegen eines Schneesturms wieder umkehren. Irgendwie sollte es nicht sein.
Wir nehmen am Italiano wieder unsere Rucksäcke auf und wandern noch eine Stunde bis zu unserem Tagsziel, dem Camp Frances, trinken dort einen Liter Wein aus dem Tetrapack und essen mal keine Nudeln, sondern gönnen uns den Eintopf in der Hütte. Für mich gibt es noch ein heisse Dusche, was bei den Damen irgendwie mal wieder nicht geht. Nachts hört man immer wieder wie das Eis der Gletscher bricht und abstürzt. Bekommt man auch in den Alpen nicht häufig geboten.
Tag 8: Camp Frances – Camp Chileno, Gehzeit 8 Stunden
Auf der heutigen Etappe bietet sich wieder eine Ausstiegsmöglichkeit. Wir entscheiden uns dagegen. Jetzt ziehen wir durch und wollen noch einmal das Wahrzeichen des Parks, die Torres del Paine, sehen.
Wir starten wieder früh ohne Frühstück um den Tag nicht so spät zu beenden. Der Weg führt unterhalb der Cuernos, eine beeindruckende Bergformation die mittlerweile auf dem Cover jedes Chilreiseführers zu sehen ist, entlang und geht am Ende ins Tal der Torres über. Wir merken, dass unser Fitnesslevel mittlerweile deutlich besser und der Rucksack leichter geworden ist, so dass wir die 8 Stunde-Tour in 6 Stunden schaffen. Kann aber auch sein, dass wir einfach nur fertig werden wollen. Das Camp Chileno ist hoffnungslos überfüllt und die Zelte stehen dicht an dicht. Wir kochen diesmal Gnochi die ich für mich mit einer Dose Thunfisch garniere. Dann noch ein Snickers und früh in den Schlafsack, da wir am nächsten morgen sehr zeitig los müssen.
Tag 9: Cileno – Aussichtspunkt Torres del Paine – Chileno – Refugio torres Central und um 14:00 Uhr den Bus zurück nach Puerto Natales, Gehzeit 7 Stunden
Wir starten um 7:00 zum Aussichtspunkt der Torres del Paine. Das Wetter sieht bombastisch aus. Ohne Sicht würde die Tour auch keinen Sinn machen. Als wir am Mirandor ankommen stehen wir alleine unterhalb der 1000 Meter hohen Felsnadeln und können eine fantastische Aussicht genießen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt unterwegs nicht aufzugeben und den Circuito komplett zu gehen.
Nach 30 Minuten beginnen wir den Abstieg zurück zum camp Chileno, packen dort unser Zelt ein und steigen eilig ab um den 14:00 Uhr-Bus nach Puerto Natales nicht zu verpassen. Auf dem Weg nach unten spüren wir sehr deutlich, dass die Hauptsaison jetzt begonnen hat. Es zieht uns eine nicht endende Karawane von Tagestouristen entgegen die alle das Wahrzeichen Patagoniens sehen wollen. Schon krass wieviel hier mittlerweile los und stark durchorganisiert das ganze ist.
Wir treffen um 13:30 Uhr am Refugio Torres Central ein, haben noch Zeit für ein Finisherbier und -foto und steigen in den Bus der uns wieder in die Zivilisation bringt.
Wir haben es geschafft !!!
Neun erfahrungsreiche Tage liegen hinter uns. Auch wenn der Park auf der Vorderseite ziemlich überlaufen ist, ist die Tour unglaublich schön. Ich habe noch nie ein derart lange Tour unternommen und wir mussten uns die letzten Tage immer wieder aufs neue motivieren. Danke an Tatja fürs Gutzureden und das Durchhaltvermögen. Die wilde Rückseite des Torres del Paine Parks mit dem Gardner Pass und dem Grey Gletscher sind unglaublich imposant, aber hart zu erarbeiten. Es ist die Mühe auf jeden Fall wert. Mit dieser Tour habe ich mir einen Traum erfüllt, der mir seit 2007 nicht mehr aus dem Kopf ging. Ich fühle mich großartig.
Feliz Navidad
Einen Tag vor Weihnachten merkt man hier immer noch nicht viel von Weihnachtsstimmung. Im Supermarkt läuft zwar die zuckersüße (Latein-)Amerikanische Weihnachtsmusik und die Leute kaufen wie wahnsinnig Lebensmittel ein aber ansonsten herrscht hier ganz normales geschäftiges Treiben.
Dr Ort ist voller Trekkingtouristen (wie wir ja auch). Praktisch jeder trägt hier Wanderschuhe, eine Treckinghose, eine North Face Daunen- oder Regenjacke. Ich mache mir etwas Sorgen wieviel auf dem Trail wohl los ist. Mittlerweile ist der Park ja einer der weltweit bekanntesten für Outdoorbegeisterte geworden. Wir haben auch schon von vielen Ecken gehört, dass es in der Hauptsaison (Januar, Februar) nicht mehr wirklich angenehm sein soll.
Wir machen uns jetzt erst mal auf den Weg in unser Weihnachtshotel.
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Weihnachten verläuft für uns sehr ruhig. Draußen ist es kalt, es schneit (hier ist eigentlich Sommer), wir sitzen am Ofen und schauen uns die Pferde, Gänse und die Natur draußen an.
Perito Moreno
Nach den tollen Wanderungen rund um Chalten sind wir weiter nach Calafate gereist. Der Ort ist so was wie das Paris Argentiniens, da praktisch jeder Tourist hier Station macht um den Perito Moreno Gletscher zu sehen. Entsprechend teuer (Bier im Straßencaffee 8 €, Minipizza 15 €) und voll ist er auch.
Wir haben hier 2 Nächte in einem kleinen Apartment übernachtet welches wir über Airbnb gefunden haben.
Der Gletscher liegt noch mal etwa 80 km vom Ort entfernt und ist über eine geteerte Straße gut zu erreichen. Uns wurde empfohlen erst am späten Nachmittag los zu fahren, da dann die meisten Tourbusse (und es sind sehr viele) auf dem Rückweg sind und der Gletscher dann am wärmsten ist. Damit steigt die Chance das Naturschauspiel des Gletscherkalbens zu beobachten.
Gegen 17:00 Uhr waren dann am Parkplatz oberhalb. Von dort gehen verschiedene Metallstege zu Balkonen die teilweise nur ca. 50 Meter von der Gletscherfront entfernt sind. Der Perito Moreno ist einer der wenigen Gletscher die noch wachsen und so kommt er immer näher an Aussichtsplattformen heran.
Der Anblick ist schon imposant. Das Eis erhebt sich über 4 Kilometer ca. 70 Meter hoch aus dem See und scheint zum Greifen nah. Im Hinterland erstreckt sich der Eispanzer bis zum Horizont und wird dort vom patagonischen Eisschild gespeist. Der ganze Gletscher ist massiv von riesigen Spalten durchzogen und wirkt dadurch noch gewaltiger als er eh schon ist. Sollte man auf keinen Fall verpassen wenn man mal in der Nähe ist. Kurz vor der Rückreise durften wir dann auch beobachten, wie ein knapp LKW-großes Stück Eis und lauten Krachen in den See gestürzt ist.
Jetzt geht es weiter nach Puerto Natales in Chile. Wir verlassen also wieder Argentinien und erwarten die Stempel Nummer 6 und 7 im Reisepass.
In Puerto Natales (genauer im Torres del Paine Nationalpark) werden wir Weihnachten verbringen und am 27.12. den lange ersehnten 9-tägigen Circuito Paine Grande Trek starten.
Blasenschwächeln
In El Chalten, dem selbsternannten „Capitol of Trekking“ sind wir auch endlich mal wieder raus in die Berge. Mit Cerro Torre, Fitz Roy und diversen Gletschern bietet die Gegend auch unglaublich viel.
Unser Plan war wie folgt:
Tag 1: Anstieg zum Lago del Torre mit toller Aussicht auf den Cerro Torre und dazugehörigem Gletscher. Übernachten im Campo de Agostini. Das ist wie alle Campos im Nationalpark kein echter Campingplatz. Hier ist lediglich das Campen erlaubt, es gibt so was ähnliches wie eine Toilette und das wichtigste, es gibt Wasser. Das ist eigentlich immer ein Fluß oder Gletschersee aus dem man das Wasser einfach trinken kann.
Tag 2: Wandern zum Campo Poincenet mit tollem Blick auf den Fitz Roy. Das ist das Basislager für viele Kletterer die auf den einen guten Tag im Sommer für den Aufstieg warten. Nach dem Zeltaufbau weiter über einen steilen Anstieg zum Lago des los Tres mit noch tollerem Blick, da man hier direkt am Fuß des Berges steht.
Tag 3: Lange Wandertour am Rio Blanco und Rio Electrico entlang zum Campo Piedra del Fraile.
Tag 4: Rückweg nach el Chalten mit Übernachtung im Campo Capri, da der Weg sonst zu lang für eine Tagesetappe ist.
Tag 5: Abstieg zurück zum Hotel mit Badewanne und Steakverkostung.
So weit der Plan.
Als erfahrene Projektmanager wissen Tatja und ich, dass es selten so kommt wie geplant. Manchmal ist das sogar ganz gut so.
Am ersten Tag starteten wir mit Ernie, 14 Kilo, und Bert, 19 Kilo, ( das sind unsere Rucksäcke, soll psychologisch besser sein der Last einen Namen zu geben) zum Cerro Torre. Das Wetter war durchwachsen aber das ändert sich hier ja sehr schnell.
Ich merkte schon nach knapp 7 Kilometern, dass irgendwas an meinen Fersen scheuert. Ich hätte besser doch nicht mit einer unerprobten neuen Einlagen-Schuh-Kombination losgehen sollen. Als wir gegen Nachmittag am Camp ankamen, war der Schmerz doch schon deutlich und leider wurde das Wetter statt besser eher schlechter. Trotz Wind, leichtem Regen und tiefen Wolken sind wir noch zu einem Aussichtspunkt aufgestiegen, auf dem wir allerdings ausser dem Gletscher von oben nicht viel sehen konnten. Vor allem nicht den Cerro Torre. Zurück im Zelt hab ich dann mal meine Füße begutachtet und musste feststellen, dass ich mir die Mutter aller Blasen gelaufen habe. Davon direkt zwei. Chuck Norris wäre neidisch. Wie es natürlich kommen musste, waren die Beschwerden am nächsten Morgen nicht besser. Der Einstieg in die Schuhe war nicht unbedingt angenehm und das Wetter wurde auch eher schlechter. Wir sind dann erst mal in Richtung Campo Poincenot gestartet. Auf halber Strecke musste ich dann aber einsehen, dass ein Weitergehen mit der Schuhkombi wirklich keinen Sinn macht und wir sind wieder in Richtung el Chalten abgstiegen um uns wider im Hotel einzuquartieren. Zum Glück kann ich nur sagen, denn auf dem Rückweg fing es an zu regnen und es hörte bis zum nächsten morgen nicht mehr auf. Auf Höhe unseres geplanten Camps fiel Schnee.
Ich habe mein Schuhsetting angepasst (es geht nichts über ein einglaufenes paar Schuhe) und wir sind am nächsten Morgen bei bestem Wetter wieder aufgestiegen. Am Vormittag war der Fitz Roy noch mit einer Wolkenkrone verhangen die sich aber immer weiter auflöste. Als wir endlich am Lago des los tres ankamen, zeigt sich der Fitz Roy vor wolkenlosem, blauen Himmel. So ein Wetter gibt hier nicht oft im Sommer. Perfekt. Am Tag zuvor sind noch alle im Camp weggeschwommen.
Die folgende Nacht war ohne die Wolkendecke sehr kalt bei ca. 3 Grad aber wir waren vom vielen Wandern müde genug.
Da wir quasi einen Tag durch den ungeplanten ab- und aufstieg verloren haben, entschieden wir uns das campo Fraile sein zu lassen und nochmal zum Cerro Torre zu gehen, da das Wetter morgens noch sehr klar aussah. Als wir dort ankamen war die Nadel leider wieder in Wolken verhangen und es war extrem windig. Es sollt wohl nicht sein dass wir diesen Berge zu sehen bekommen. Nach einer weiteren Nacht am Berg sind wir dann zur Steak- und Rotweinverkostung abgestiegen. Das hatten wir uns verdient.
Wir haben 5 tolle Tag in den patagonischen Anden verbracht und Anblicke genossen, die man sonst nur Sonntags um 19:30 Uhr bei Terra X im ZDF sieht. Wirklich Gänsehaut und Erlebnisse an die ich noch lange zurück denken werde.
Jetzt gehts weiter nach Calafate zum Perito Moreno Gletscher. Das soll auch nicht schlecht sein.
Fitz Roy, Cerro Torre, El Chalten
Vorgestern haben wir Chile verlassen und sind über Chile Chico wieder nach Argentinien eingereist. Das ist jetzt Stempel Nummer 5 von 8 im Pass für diese Reise.
Sobald man die Grenze und damit die Anden überquert hat, wandelt sich die Landschaft total. Vom vorher wilden, grünen, bergigen geht es sehr schnell über in trockene, flache Pampa. Landschaft bis zum Horizont. Was man gelegentlich als Kulisse in Western sieht, bekommt man hier permanent angeboten. Wüste, Prärie, Berge in ganz weiter Ferne und hier und da sieht man Regenwolken die sich irgendwo abregnen. Unser Plan war es in der Nähe das Nationalparks Perito Moreno (Hat nichts mit dem Gletscher zu tun) in einem kleinen Ort zu übernachten. Dort angekommen hat sich der Ort als Ansammlung von ca. 5 Häusern und einer Tankstelle mitten im Nichts entpuppt. Übernachten war hier nicht wirklich möglich. Als einzige Möglichkeit blieb die Weiterfahrt zum 250km entfernten nächsten Ort.
Also noch mal 3 Stunden Fahrt auf zum Glück geteerter Straße.
Als wir dort heute morgen aufwachten schneite es ziemlich heftig und wir wurden mit einer Welle von Weihnachtsgefühlen konfrontiert. Das bleibt hier ansonsten aufgrunnd der kaum wahrnehmbaren Weihnachtsdeko, der fehlenden Zimtsterne und Spekulatius und des sonst eher sommerlichen Wetters eigentlich aus.
Der Schnee in der Wüste (die ist hier in der Regel zwar kalt aber sehr trocken) war schon sehr speziell.
Beim Frühstück kamen wir mit einem Argentinier ins Gespräch der viel auf den hiesigen Straßen unterwegs ist und er warnte uns davor heute noch weiter über die Ruta 40 gen Süden zu fahren, da dort große Teile nicht asphaltiert seien und er gestern für 50km schon 3 Stunden gebraucht hat. Das wäre bei Regen und Schnee keine gut Idee.
Laut unserer Karte gibt es eine Möglichkeit mit einem Umweg von 150km unser heutiges Ziel El Chalten über asphaltierte Straßen zu erreichen. Da wir ja Zeit und vollgetankt haben, haben wir uns eben dafür entschieden. Als wir gegen 10:00 Uhr los fuhren schien auch schon wider die Sonne und es wurde schlagartig wieder warm (tja ja, das patagonische Wetter).
An der nächsten Kreuzung nach ca. 150km Straße ohne Kurve durften wir dann erfahren, dass die Karte bereits etwas in die Zukunft gesehen hat und das Bauprojekt für die nächsten 188km! schon mal als erledigt annahm. Dann also doch wieder 3 Stunden Schotter. War zum Glück eine ziemlich gut Piste und einfach zu fahren.
Irgendwann nährten wir uns wieder den Anden und stellten fest, dass all die Bilder aus den Reiseführern und Outdoormagazinen von Patagonien hier geschossen wurden. Die Zufahrt zu El Chalten, Fitz Roy und Cerro Torre ist gigantisch. Links ein riesiger Gletschersee mit massiven Gletschern und geradeaus werden die markanten Spitzen der bekanntesten Berg immer größer bis man irgendwann im kleinen Ort El Chalten ankommt und direkt vor den Bergen steht. Hier wimmelt es von Wanderern und Kletterern.
Morgen werden wir dann für unsere geplante 4 Tagestour zu den verschiedenen Basecamps einkaufen und uns schon mal warm laufen.
Apropos warm laufen: Die Temperatur hier liegt im Moment bei knapp 16 Grad. Das ist im Windschatten schon T-Shirt-Temperatur. Verlässt man den Windschatten und stellt sich dem heftigen patagonischen Wind, zieht man sofort einen Fleecepulli und eine Daunenjacke an.
Der gesamte Ort hier ist nur relativ notdürftig seit einem Jahr ans Internet angebunden. Daher kann ich leider keine Bilder hochladen. Ich hoffe dass das in einer Woche wieder funktioniert.
Interessierte können hier schon mal rein schauen: Bilder Fitz Roy über Google

Lago de General Carrera
Wir sind immer noch am Lago Carrera und haben heute morgen eine Bootstour zu den Cuevas de Marmol unternommen. Hier hat der See aus dem Marmor der ihn umgibt tolle Höhlen herausgeschliffen. War schon interessant, hörte sich im Reiseführer aber besser an.
Nach dem Mittagsburger sind wir dann ins Valle Glaciares Exploradores gefahren und haben dort unsere bislang langsamste Strecke zurück gelegt. 50 km in knapp 1:45 h und dann wider zurück. Die Straße war wohl auch mal besser. Das Tal liegt sehr abgeschieden und bietet am Ende tolle Ausblicke auf diverse Gletscher des nördlichen Eisschildes.
Grundsätzlich haben wir gelernt, dass wir uns ziemlich verschätzt haben was die Entfernungen hier angeht. 50 km schafft man quasi nie unter einer Stunde und das fahren auf den hiesigen Pisten ist sehr ermüdend. Außerdem bekomme ich vom Autofahren langsam Schwielen an den Händen und meine Nackenmuskulatur fühlt durch ständige Wackeln muskelkaterig an.
Morgen gehts über Chile Chico wieder nach Argentinien, sofern wir es schaffen an einem Samstag noch Dollar oder argentinische Pesos zu bekommen. Hier im Süden von Argentinien zählt fast ausschließlich Bares und Geldautomaten sind sehr rar gesäht. Der nächste ist meines Wissens nach erst in 450 km. Das sind 2 Tagestouren á 6 Stunden Autofahrt.
Über Perito Moreno (der Ort, nicht der Gletscher) fahren wir dann die Ruta 40 (Panamerikana) weiter runter bis El Chalten, wo wir wieder ein paar Trekkingtouren rund um den Fitz Roy machen wollen. Das wird aber noch ca. 3 Tage dauern.


